Fun Time: Apollo 4060/66
Apollo 4060/66
APOLLO 4060/66 Mhz für Amiga 4000
schneller als der Wind
ALLGEMEINES
Die Apollo A4060 ist als 66 Mhz-Ausführung die momentan schnellste erhältliche, auf einem 680x0-Prozessor basierende Turbokarte. Mehr Rechenleistung bieten im Moment nur die PowerPC-Karten von phase 5. Bis diese Karten allerdings ausrei- chend mit angepaßter PPC-Software versorgt sind, oder die PPCs gar der Standard im Amiga-Sektor werden,wird sicherlich noch einige Zeit verstreichen. Zumindest mittelfristig stellt die A4060 also eine gute Lösung dar, wenn es mehr Rechen- leistung sein soll als z.B.ein 68030-Prozessor bietet, sich aber der Erwerb ei- ner PPC-Karte als verfrüht oder zu teuer herausstellt. Spezielle 66 MHz-Versio- nen der Apollo 68060-Turbokarte sind für den A1200, A3000 und A4000 erhältlich.Dieser Testbericht bezieht sich auf die A4000-Version der Turbokarte.
Motorola kündigt seit längerer Zeit den 68060 als "echte" 66- und sogar 80 MHz- Version an,leider sind diese Prozessoren bis dato nicht erhältlich. Deshalb muß an dieser Stelle erwähnt werden, daß auf der A4060 eine 50 MHz-Ausführung ein- gesetzt ist, die jedoch mit einem Takt von 66 MHz betrieben wird. Dies heißt im Klartext,daß die A4060 als 66 MHz-Version um ca. 32% übertaktet wird. Laut Aus- kunft des bisherigen deutschen Anbieters, Vesalia Computer, kam es in einzelnen Fällen auch tatsächlich zu überhitzungsproblemen. Diese traten jedoch zum größ- ten Teil bei "Dauereinsatz"-Amigas, z.B. Server, die 24h in Betrieb waren, auf.
Persönlich halte ich thermische Probleme bei normaler Benutzung eher für unwar- scheinlich. Seit dem Einbau der A4060 vor ca.sechs Monaten konnte ich kein ein- ziges mal irgendein ungewöhnliches Verhalten meines A4000 feststellen, daß auf eine überhitzung des Prozessors zurückzuführen wäre. Dabei ist mein Amiga mit- unter auch mal zwölf und mehr Stunden im Dauereinsatz. Einer überhitzung stehen desweiteren die 3.3v-Architektur sowie ein aufgesetzter CPU-Lüfter entgegen.Ein 68040-Prozessor (5v) mit 40 MHz entwickelt hier deutlich mehr Temperatur.
TECHNISCHE DATEN
* Prozessor : 68060, FPU, MMU
* Taktfrequenz : 66 MHz
* SIMM-Sockel : 4 (2 bei A3060)
* SIMM-Größe : 1-32 MB pro SIMM
* SIMM-Bezeichnung : SIMM Fast Page-Mode, 70ns oder schneller
* RAM maximal : 128 MB (64 MB bei A3060), Burst-fähig,
auto-konfigurierend
* RAM-Datendurchsatz: bis zu 65 MB/sek. im Fast-RAM durch Burst-Modus
LEISTUNG (ermittelt mit SysInfo)
Dhrystones
A600 68000 7MHz: 529
A2000 68000 7MHz: 699
A1200 EC020 14MHz: 1217
A3000 EC030 25MHz: 4629
A4000 MC040 25MHz: 18277
GForce MC040 40MHz: 29487
Apollo MC060 66MHz: 49902
* CPU MIPS : 52.08
* FPU Mßops : 37.33
* Chip-Speed vs.A600: 6.35
PREIS, BEZUGSQUELLE
Apollo 4060/66MHz, DM 949.-
Vesalia Computer
46499 Hamminkeln
* Tel. 02852/914010
LIEFERUMFANG
Im Lieferumfang enthalten sind neben dem eigentlichen Board eine Installations- /Treiber-Diskette, zwei Handbücher, ein SCSI-Kabel, sowie bei der A3060-Ausfüh- rung ein Adaptersockel für den internen SCSI-Controller des A3000.
Anfänglich dürfte man auch über den SCSI2-Anschluß erfreut sein,den man auf der A4060 vorfindet. Bei genauerem Hinsehen entdeckt man jedoch, daß auf der Apollo kein SCSI-Controller-Chip zu finden ist. Dieser wird durch eine wenig überzeu- gende Software-Lösung, den "Apollo-Daemon",ersetzt. Während sich eine etwas äl- tere Quantum SCSI-Festplatte (mit gähnend langsamer Geschwindigkeit) zum arbei- ten überreden ließ, war dagegen mit einem Mustek-ßachbett-Scanner und auch mit einem Teac-CD-Brenner gar nichts zu erreichen. Hier brachte der "Apollo-Daemon" den Amiga mehr oder weniger schnell zum Absturz. Wer also neben einer Turbokar- te auch ernsthaft mit SCSI arbeiten will, sei ein zusätzlicher SCSI-Controller wärmstens empfohlen.
Auf der beiliegenden Diskette befindet sich unentbehrliche Software,die zum Be- trieb des 68060 notwendig ist. Am wichtigsten dürfte hierbei wohl die 68060.li- brary sein, die man unbedingt schon vor dem Einbau der A4060 installieren soll- te. Weiterhin findet man den "cpu60"-Befehl,der den bisherigen "cpu"-Befehl er- setzt. Durch "cpu60" kann man jedes Detail des 68060-Prozessors (de)aktivieren, dies gilt auch für jeden der Caches des 68060. Ebenso ist die Möglichkeit gege- ben, den Inhalt des Kickstart-ROMs auszulesen und im Fast-RAM abzulegen,was den Vorteil einer zusätzlichen Geschwindigkeitssteigerung mit sich bringt.Das dritte Programm, das sich "Apollo-Install" nennt, ist für das Konfigurieren und Partionieren einer angeschlossenen SCSI-Festplatte an der A4060 zuständig.Eigentlich ist dieses Programm gar nicht so schlecht,allerdings hilft dies auch nichts,solange der Rest in Sachen Apollo-SCSI nur so unbefriedigend gelöst wur- de.Dem "Apollo-Install"-Programm wurde das zweite der beiliegenden Handbuch ge- widmet, das die Bedienung und Funktionen der Software erklärt.
Zum Thema "Handbuch" sei kurz erwähnt, daß es sich hierbei um jeweils sechs zu- sammengeheftete und kopierte DIN A4-Seiten handelt. Die Texte sind jedoch klar ausgedrückt verfaßt worden.Auch Anfänger sollten mit den Handbüchern einigerma- ßen gut zurechtkommen.
HARDWARE-EINBAU / KONFIGURATION
Der Einbau der Apollo ist unkompliziert und dürfte zumindest bei einem vorhand- enem Tower schnell erledigt sein. Etwas mehr Zeit muß beim A4000 Desktop mitge- bracht werden, bei dem zuerst die Frontblende, der komplette Laufwerkskäfig und ggf. auch die Festplatten entfernt werden müssen, damit man einigermaßen gut an den CPU-Steckplatz gelangt.
Bevor man die Karte entgültig einsetzt, sollt darauf geachtet werden, daß sich alle Jumper in der richtigen Position befinden. Auf dem Motherboard müssen sich die beiden Clock-Jumper,die sich direkt unterhalb des Prozessorboards befinden, auf Position "INT" gesetzt werden. Die Apollo verfügt weiterhin über die Jumper "RAM" (Fast-RAM auf Karte ein/aus),"SCSI" (Autoboot Apollo SCSI-Contr.ein/aus), "060" (68040/68060 installiert), sowie "ED" (Standard DRAMs/Enhanced DRAMs).Der Jumper "ED" wird aktiviert, wenn man über (aus der Anleitung:)
"spezielle High-Speed-DRAMs, sog. EDRAMs verfügt. Diese EDRAMs enthalten je einen internen, 8kb großen Cache, der aus statischem RAM besteht (...) Ins- gesamt ermöglichen EDRAMs einen schnelleren RAM-Zugriff."
Hier wäre also noch eine Geschwindigkeitssteigerung zu erreichen. Mit dem Ver- merk "EDRAMs sind nicht baugleich mit EDO-RAMs", ist dieses Kapitel im Handbuch beendet. Nach einigen Versuchen, solches EDRAM zu besorgen,komme ich allerdings zu der Feststellung,daß kein Händler solche Speicherbausteine kennt oder anbie- ten kann.
KOMPATIBILITÄT / FAZIT
Nach über sechs Monaten im fast täglichen Einsatz hat sich die A4060 als zuver- lässige und kompatible Turbokarte herausgestellt. Den Vorwurf, daß durch einen 68060-Prozessor "fast nichts mehr läuft", mu ich eindeutig zurückweisen. Durch den "cpu60"-Befehl läßt sich die Geschwindigkeit fast auf 68000er-Niveau dross- eln und alle Caches abschalten. Ausnahmslos jede alte A500-Software,die vor dem Einbau der A4060 lief, läuft jetzt ebenso einwandfrei auf meinem Amiga.Ich kann allen, die mit dem Kauf einer 60er-Karte aufgrund des oben genannten Argumentes bisher zögerten, diese nur empfehlen.
Allen Skeptikern bzgl. der übertaktung sei hier noch gesagt,daß die Apollo-Tur- bokarten auch als standardmäßige 68040-40 MHz/68060-50 MHz-Versionen erhältlich sind. Allerdings kann ich die 66 MHz-Version nach über sechs stabilen Betriebs- monaten guten Gewissens empfehlen.Meinem Eindruck nach kann man die übertaktung bis zu einem gewissen Grad durchaus in Betracht ziehen, zumal auch schon Commo- dores originale 68040-Prozessorkarte A3640 (25 MHz) zu 100% übertaktet,also mit höllischen 50 MHz (!) verkauft wurde... (wie bei der A4060 auch) mit Garantie!
Einziger Schwachpunkt der A4060 ist der dürftige SCSI-"Kontroller",den man,wenn überhaupt, nur als Notlösung betrachten sollte.
(Manfred Wiesert)